Klein aber fein

Ein winziges, buntes Schaf kann Fotosynthese

von | 20. Oktober, 2021

Bei Schnecken denken wir wahrscheinlich an solche mit spiralförmigen Häusern oder an die braunen Nacktschnecken. Doch in den Meeren und Ozeanen leben ganz andere Schneckenarten – mit ganz besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten.

Mit ihren zusammen liegenden, schwarzen Augen, ihren ‚Hörnern‘ und ihrem grünen ‚Fell‘ ähnelt die Costasiella kuroshimae einer kleinen, bunten Kuh oder einem Schaf. In Wirklichkeit ist sie eine Schnecke, die wegen ihres Aussehens auch häufig „Blatt-Schaf-Schnecke“ genannt wird. Die ‚Hörner‘, sogenannte Rhinophore, sind Sinnesorgane, mit denen die Schnecke riecht und das ‚Fell‘ nennt sich Cerata, das sind Hautfortsätze.

„Costasiella“ steht für eine Gattung der Meeresschnecken und „kuroshimae“ für Kuroshima, eine Insel in Okinawa im südlichsten Teil Japans, dort wurde die Schnecke 1991 das erste Mal gefunden. Seitdem wurde sie in zahlreichen anderen Gewässern in Asien und auch in Afrika, Australien und Ozeanien gesichtet. Sie lebt auf weichen und sandigen Böden in und um Korallenriffe und ernährt sich von nur einer Algenart.

Costasiella kuroshimae auf Avrainvillea-Alge
Die Costasiella kuroshimae auf der Avrainvillea-Alge prilfish / Flickr)

Eine seltene Superkraft

Die Chloroplasten in den Algen verdaut die Costasiella kuroshimae nicht direkt, sondern speichert sie. Chloroplasten sind in Pflanzen für die Fotosynthese zuständig, also die Umwandlung von Licht, Wasser und Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff und Glucose. Dadurch, dass die Costasiella kuroshimae und auch wenige andere Arten von Meeresschnecken diese Chloroplasten nicht sofort verarbeiten, sind sie die einzigen (vielzelligen) Tiere, die (indirekt) Fotosynthese können.

Diese seltene und besondere Fähigkeit ist sehr nützlich, sogar überlebenswichtig, wenn die Schnecken zum Beispiel keine Algen finden können. Einige andere Arten, wie etwa die Elysia crispata (auch bekannt als Blumenkohl-Sackzungenschnecke), können sogar einen Monat oder länger ohne festes Essen und nur mit Fotosynthese auskommen.

Elysia crispata
Die Elysia crispataYVC Biology Department / Flickr)

Noch viel zu lernen

Die Costasiella kuroshimae ist sehr klein, oft nur wenige Millimeter lang. Dadurch könnte es sein, dass die Schnecke mancherorts, zum Beispiel im Roten Meer, lange übersehen wurde. Einige der Schnecken, die bis heute als Costasiella kuroshimae bezeichnet wurden, könnten außerdem eigentlich anderen ähnlichen aber doch getrennten Spezies angehören, für die es noch keine Namen und genaueren Beschreibungen gibt. Generell gibt es über diese und auch andere Schneckenarten also noch viel zu erforschen und zu entdecken.

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Beitragsbild: © Pascal van de Vendel / Unsplash

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Simone Hencke

Simone ist in Deutschland aufgewachsen, in Kanada zur Schule gegangen, für ihr Bachelorstudium in die Niederlande gezogen, später für ihr Masterstudium dann nach Japan. Sie denkt oft – vielleicht zu oft? – darüber nach, wie faszinierend und spannend das Leben, unser Planet und das Universum doch sind und interessiert sich deswegen für so gut wie alles, insbesondere aber für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und Veganismus.

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